Mit dem Rad durch Taiwans grünes Kohlerevier
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RuiFang ⸗ HouTong ⸗ SanDiao
Die Tour von RuiFang nach MuDan führt entlang des Keelung Flusses und der Bahnstrecke nach YiLan.
Die alten, für die Bahn zu klein gewordenen Tunnel sind jetzt Teil des Rad-/Fussweges:
Der 'Drei Tunnel RuiHou Weg'
三個磅空自行車道
macht den Anfang, dann durch das touristische HouTong mit seinen Museen und weiter oben im Tal
die beeindruckende Durchquerung des SanDiaoLing Bergrückens.
Die Strecke auf openrouteservice.org
:
〈1〉 RuiFang, 〈3〉 Erster Tunnel, 〈4〉 HouTong Bf, 〈5〉 RuiSan Mine,
〈7〉 SanDiaoLing, 〈8〉 Rastplatz, 〈9〉 MuDan Bf.
Zum vergrössern die Bilder anklicken // Click on Pics to enlarge
RuiFang 瑞芳
Das Tal des Keelung Rivers. Blick von Gipfel des
XiuQi 秀崎山
(195 m) im Wandergebiet oberhalb von RuiFang.
Der Pfeil zeigt auf das Tunnelportal der neuen zweigleisigen Bahnstrecke.
Links davon, versteckt unter Bäumen der ReiHou Bikeway.
Von der Ortsmitte RuiFang gehts flussaufwärts über eine der Brücken entlang des ruhigen Südufers.
RuiHou Bicycle Trail
Nach ca. 2 km, wenn auch die Bahn auf unsere Seite des Flusses wechselt, gehts durch die
Unterführung auf die alte Bahntrasse.
Die gesamte hier beschriebene Tour ist identisch mit einem Teil des 'Golden Mountain Sea Radwegs'
黃金山海線.
Die braunen Schilder zeigen den Weg.
Tripel-Tunnel
Der dreifache Tunnel 三聯隧道
ist seit 1985 nicht mehr in Betrieb und jetzt im lokalen Taiwan-Sprech der 'Radweg der Drei Höhlen'
三也磅空瑞猴自行車道.
Dust in the Wind
Wenn die jungen Protagonisten Ihr Bergbaudorf verlassen um in Taipei Fuss zu fassen,
fahren sie ihrem Schicksal schon auf der neuen zweigleisigen Strecke entgegen.
Eine Szene des frisch restaurierten Kinofilms aus dem Jahr 1986: ´Dust in the Wind´戀戀風塵.
Warum heiratet die schöne A-Yun am Ende den langweiligen Postmann?
Bergbauzentrum HouTong
Der Ort HouTong 猴硐村
war seit den 1920ern ein Zentrum des Bergbaus mit bis zu 6000 Einwohnern.
Die Kohle brachte begehrte Arbeitsplätze, eine Krankenstation, ein Kraftwerk, den Bahnanschluss.
Das Museum in der alten Kohlewäsche, direkt am Bahnhof und den Buden, zeigt das industrielle Erbe
mit vielen technischen Exponaten.
Doch ein grosser Teil der Besucher kennt den Ort nur als 'Houtong Cat Village'.
Die Katzen hier sind die Stars der schönsten Katzenvideos. (so hab ich gehört)
Die RuiSan Mine 瑞三本礦
Etwas weiter das 'Mining Museum of Culture and History'
猴硐礦工文史館
am Eingang der RuiSan Kohlengrube.
Das von ehemaligen Bergleuten ehrenamtlichen zusammengetragene Museum zeigt eine lebensnahe,
aber auch schockierende Dokumentation der Arbeitsbedingungen in den taiwanischen Zechen.
Hier geht es nicht wie vorne in der Kohlewäsche um beeindruckende Industrietechnik sondern vor allem um die
sozialen Aspekte des Bergbaus. Zeitzeugen erzählen von unglaublichen Arbeitsbedingungen
und dem ökonomisch-politischem Druck.
Im Sommer 2024 war das Museum eigentlich schon am Ende und der private Besitzer der Immobile
hatte schon die Ziegel herbeigeschafft um den Mineneingang zuzumauern. Aber durch den engagierten
Protest, der bis auf die Ministerebene in Taipei getragen wurde, gab es eine Rettung in letzter Minute.
Das Wirtschaftsministerium hat jetzt die Gebäude mit dem begehbaren Teil des Stollens bis 2029 gemietet und den Museumsverein
als Verwalter eingesetzt.
Ein professionell gemachter TV Bericht vom Besuch einer japanischen Bergbau Delegation,
kurz vor dem drohenden Aus des Museums:
Mit der Schliessung der letzten Zeche 2001 endeten 125 Jahre des Kohlebergbaus in Taiwan.
1967, auf dem Höhepunkt der Förderung arbeiten geschätzt 58000 Leute in 366 Minen und lieferten ca. 60%
der Energieversorgung des Landes.
Unter dem autoritären Kriegsrecht galten die Rechte der Arbeiter wenig und das Sicherheitsniveau zeigt sich
an den Zahlen zwischen 1946 und 1968: über 100 Unfalltote im Jahr.
Nach einer Phase der Verbesserungen folgte dann das dramatische Jahr 1984 in dem 270 Bergleute bei
drei tödlichen Vorfällen starben.
Obwohl es auch in Taiwan gesetzlich ausdrücklich verboten war, schufteten bis 1964 auch weibliche Arbeitskräfte unter Tage.
Eine 'Tradition' die aus Japan übernommen und unter der KMT Regierung weitergeführt wurde.
Foto der damals 20 jährigen Bergarbeiterin Lin Shou in der RuiSan-Mine 1957,
bereitgestellt von Zhou ChaoNan, Mining History Museum.
SanDiaoLing 三貂嶺隧道
Bei den Ruinen eines Arbeiterwohnheims (rechts) gibts keinen direkten Weg zur nächsten
Bahnstation Sandiaoling und man muss zurück über die Brücke.
2 km weiter an der ruhigen Landstrasse liegt auch die Kontroll-Bude und das Tunnelportal.
Die maximale Anzahl von Besuchern ist begrenzt und man muss sich
vorher online anmelden oder an ruhigen Tagen etwas warten.
Nach den ersten 120 Tunnelmetern, ein kurzes Auftauchen ans Tageslicht.
In diesem Trichter ein Gefühl wie im tropischen Gewächshaus.
Dann hinein in den Hauptteil des 1850m langen schnurgeraden SanDiaoLing Tunnel.
Eröffnung 1922, Wiedereröffnung: 2022.
Die Fahrbahn im Tunnel ist leicht erhöht um die Wasserfauna, die sich in der langen
Ruhezeit angesiedelt hatte, zu schützen. In den Schlafbereichen der Fledermäuse sitzt ein
Wächter und bittet die Radfahrer abzusteigen und die Tiere nicht anzuleuchten. Machen wir gerne.
Endlich wieder Tageslicht und der MuDan Rastplatz mit Toiletten.
Fahrbahn und Geländer aus Armierungseisen.
MuDan / Pfingstrose
Vom Bahnhof in MuDan 牡丹 mit der Bahn zurück nach RuiFang. Radmitnahme kostet 9NTD pro Rad.
Dieses Bergdorf ist nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen Schauplatz des
"Mudan Incident" 牡丹社事件 von 1871
im Süden der Insel. Als Reaktion darauf schickte Japan 1874, ganz nach europäischem Vorbild,
eine "Strafexpedition" gegen Taiwans indigene Bevölkerung.
'Über die Japanische Expedition gegen Formosa'.
Last update Jan. 2024
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Auf dem Fahrrad: Martin Eickhoff & Stella Chiang
Bad Laasphe, Germany
martin (at) oakhouse.de